Recap: Lunchtalk #6 Greenwashing

Viele Unternehmen werben inzwischen mit nachhaltigen Produkten. Doch wie können wir den echten Einsatz für Nachhaltigkeit von einer PR-Strategie unterscheiden? In der 6. Ausgabe unseres Lunchtalks hat Moderatorin Pascale Ullmann mit Fabiola Schneider von der Dublin City University (DCU) über Greenwashing gesprochen. im Artikel fassen wir euch die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Recht & Compliance
Themen:
Lunchtalk Greenwashing
Recap: Lunchtalk #6 Greenwashing

Warum ist das Thema Greenwashing so wichtig und aktuell?

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass alle Unternehmen in Zeiten der Klimakrise grüner wahrgenommen werden wollen. Doch oftmals lassen Unternehmen den Worten keine Taten folgen, da dies kostengünstiger ist. „Greenwashing“ bezeichnet die irreführende Kommunikation von Unternehmen, um den Eindruck zu erwecken, umweltfreundlicher zu sein, als sie es tatsächlich sind, wie von Fabiola Schneider erklärt. Es gibt mittlerweile zahlreiche Greenwashing-Strategien, welche die Klima- und Umweltziele der Gesellschaft gefährden, ohne jedoch als illegal angesehen und daher nicht rechtlich verfolgt werden können. Hier ist es wichtig, zwischen Konsumentenperspektive und dem Finanzmarkt mit seinen Finanzprodukten zu unterscheiden.

Welche Auswirkungen hat Greenwashing auf Konsumenten und Märkte?

Im Hinblick auf Konsumenten entsteht durch Greenwashing der Eindruck, dass alle Nachhaltigkeitsprobleme bereits gelöst sind und wir auf einem guten Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaft sind. Dies vermittelt dem Endverbraucher ein falsches Sicherheitsgefühl und führt dazu, dass er sich weniger für Nachhaltigkeit engagiert.

Auf den Finanzmärkten spricht man hier von einer Misallokation (Kapitalfehlausrichtung), bei der Investoren aufgrund ungenauer Informationen in vermeintlich umweltfreundliche Produkte investieren, die sich später als das Gegenteil herausstellen können. Dies kann wiederum zu Desillusionierung bei den Konsumenten führen, wodurch ihr Interesse an grünen Produkten schwindet.

Welche Formen von Greenwashing gibt es?

Der Report The Greenwashing Hydra von Planet Tracker klassifiziert Greenwashing in verschiedene Formen. Dabei werden Greencrowding, Greenlighting, Greenshifting, Greenlabelling, Greenrising und Greenhushing unterschieden.

    Lunchtalk Greenwashing / im Gespräch: Fabiola Schneider und Pascale Ullmann

    Wie können Unternehmen Umweltaspekte in ihre Geschäftsstrategie integrieren, ohne in Greenwashing-Praktiken zu verfallen?

    Unternehmen sind für ihre Produkte selbst verantwortlich. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen. Nachhaltigkeit sollte nicht nur in den Zuständigkeitsbereich des Marketing- oder Kommunikationsteams fallen, sondern sie sollte höchste Priorität haben und in die oberste Führungsebene des Unternehmens integriert sein. Es sollte nicht nur Teil der Unternehmenskommunikation sein, sondern auch in die operativen Prozesse einfließen. Der erste Schritt, um Greenwashing zu bekämpfen, besteht darin, die Begriffe „grün“ und „Nachhaltigkeit“ klar zu definieren und regulatorische Standards festzulegen.

    Wie wichtig ist es, die Transparenz von Nachhaltigkeitsinitiativen oder -praktiken eines Unternehmens zu zeigen, und welche Möglichkeiten gibt es, diese zu verbessern?

    Die Kommunikation nach außen mag zwar eine Herausforderung darstellen, aber durch Regulierung und die Festlegung von Offenlegungskriterien wird sie erleichtert und führt zu einer qualitativ besseren Bereitstellung von Informationen.

    Wie können Unternehmen ihre internen Praktiken und Geschäftsprozesse nachhaltiger gestalten und wie können diese Verbesserungen erreicht werden?

    Es ist von entscheidender Bedeutung, interne Strukturen anzupassen und mit konkreten Maßnahmen zu beginnen. Die Umsetzung der Maßnahmen sollte zuerst intern erfolgen, bevor sie nach außen kommuniziert wird. Wenn die höchste Führungsebene im Unternehmen aktiv an diesem Prozess teilnimmt, signalisiert dies ein glaubhaftes Interesse am Thema Nachhaltigkeit. Eine weitere Möglichkeit, Nachhaltigkeit glaubhaft zu kommunizieren und gleichzeitig günstiges Kapital aufzunehmen, sind nachhaltige Anlagefonds, auch als Sustainability-Linked Bonds (SLB) bekannt.

    Welche Verantwortung tragen Regulatorikbehörden bei der Bekämpfung von Greenwashing?

    Die Verantwortung der Behörden, sowohl auf EU-Ebene als auch global, ist erheblich. Es ist wichtig, dass nicht nur Unternehmen, sondern auch Regulierungsbehörden und unabhängige Institutionen Verantwortung tragen. Das hilft den Unternehmen bei der Umsetzung ihrer Ziele hinsichtlich Nachhaltigkeit.

    So können Unternehmen Greenwashing vermeiden:

    1. Konzentrieren Sie sich auf Taten anstelle von Worten.

    2. Setzen Sie Ihre Ziele nicht in ferne Zukunft, sondern fokussieren Sie sich auf die Handlungen der Gegenwart.

    3. Überprüfen Sie bei eigenen Publikationen die Wortwahl und belegen Sie Ihre Aussagen mit Fakten. Vermeiden Sie vage Begriffe.

    4. Das Precautionary Principle (Vorsorgeprinzip): Im Zweifel Entscheidungen zugunsten der Umwelt treffen und nicht für das Unternehmen

     

    Informationen zu unserer Gästin:

    Fabiola Schneider ist Assistant Professor für Finanzen an der Dublin City University (DCU), Sherpa bei der Plattform für nachhaltiges Finanzwesen der Europäischen Kommission und und Co-Leiterin bei GreenWatch.

    Danke, dass Du bei unserem Lunchtalk dabei warst!

    Ausgabe verpasst?

    Kein Problem, die Aufzeichnung steht hier zur Verfügung: (3) Sustainable Insurance Lunchtalk #6: Greenwashing | LinkedIn

    Weiterführende Links zu den im Lunchtalk besprochenen Themen:

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