Rückblick: Sustainable Insurance Convention 2025

Am 4. und 5. Juni 2025 kamen rund 180 Fachkräfte aus der Versicherungsbranche zur vierten Sustainable Insurance Convention (SIC) in Leipzig zusammen. Zwei Tage voller Impulse, Austausch und Vernetzung zeigten, wie vielfältig die Ansätze zur nachhaltigen Transformation in der Assekuranz sind. Das Center for Sustainable Insurance (CSI) nutzte die Gelegenheit, die Entwicklungen des vergangenen Jahres einzuordnen und neue Denkanstöße zu geben.

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
Strategie & Innovation
Themen:
Vertrieb Regulatorik Schadenmanagement ESG Strategy Kapitalanlage
Rückblick: Sustainable Insurance Convention 2025

Transitionspläne der Versicherer

Im Fokus standen die unterschiedlichen Ansätze der Branche, Klimaziele strategisch umzusetzen. Martin Zenker (Uniqa) zeigte, wie der Versicherer mit klaren Ausstiegspfaden aus fossilen Energien und strengen Vorgaben der Green Finance Alliance auf Netto-Null bis 2050 hinarbeitet. Emma Roach (Orbiture) betonte, dass sich Klimastrategien zwar verbessert haben, die Wirkung bislang jedoch nicht ausreicht. Oliver Bentz (Assekurata) stellte einen SBTi-basierten Use Case vor, während Svetlana Thaller-Honold (BarmeniaGothaer) Einblicke in die frühen Schritte ihres Hauses gab. Ihr Fazit: Transitionspläne sind herausfordernd – aber sie bieten die Chance, Nachhaltigkeitsmanagement strategisch zu verankern.

Umsetzung CSRD - Best Practices

Das Panel beleuchtete unterschiedliche Ansätze zur Umsetzung der CSRD-Richtlinie. Lara Schulte (Volkswohl Bund) zeigte praxisnahe Einblicke in den laufenden Prozess und stellte die Plattform Workiva als Lösungsansatz vor. Dr. Wolfgang Eichert (Verband öffentlicher Versicherer) präsentierte eine verbandsweite Methodik für die Wesentlichkeitsanalyse und hob den Mehrwert gemeinsamer Lösungen hervor. Christoph Voß (Provinzial) ergänzte die Perspektive mit Erfahrungen aus der Anwendung dieser Methodik. In der Diskussion wurde deutlich: Die Herausforderungen sind vielfältig – doch durch Austausch und Zusammenarbeit gut zu bewältigen.

Resilient in die Zukunft - Prävention als zentrales Element zur Anpassung an den Klimawandel

In der Podiumsdiskussion wurde deutlich: Ohne Prävention keine Klimaresilienz!

Diskutiert haben:

  • Dr. Martin Creutz (Provinzial Versicherung AG)
  • Dr. Dietmar Schölisch (Provinzial Holding AG)
  • Dr. Marcus Mayer (UBIMET GmbH)
  • Markus Wehrmann (Generali Deutschland AG)

Markus Wehrmann forderte eine klare politische Strategie, während Dr. Martin Creutz betonte, dass Risikobewusstsein und Investitionen in vorbeugende Maßnahmen ökonomisch wie gesellschaftlich unverzichtbar sind. Dr. Dietmar Schölisch stellte mit „Bodenluft“ ein innovatives Entsiegelungsprojekt vor, das Klima- und Biodiversitätsziele verbindet. Dr. Marcus Mayer hob die Bedeutung von Unwetterwarnungen als wirksamstes Präventionstool hervor. 

Prävention ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – Politik, Versicherungswirtschaft und Technologie müssen Hand in Hand wirken.

Workshops: Von CSRD bis Biodiversität

Zum Abschluss des ersten Tages vertieften vier Workshops aktuelle Schwerpunktthemen:

  • CSRD im Benchmark-Check: PwC präsentierte erste Analysen von Nachhaltigkeitsberichten und machte strukturelle Lücken sichtbar.

  • Cultural Change & Schulungsprogramme: AXA Climate, Generali, BWV und f-bb zeigten, wie Weiterbildung, Community-Building und Ausbildung Nachhaltigkeit im Unternehmen verankern können.

  • Biodiversität & naturbasierte Lösungen: Dr. Johannes Förster (UFZ) und Clemens Feigl (everwave) betonten die wirtschaftliche Bedeutung intakter Ökosysteme und stellten innovative Modelle wie Plastic Credits vor.

  • Vom Reporting zur Steuerung: CONSUST zeigte, wie Versicherer Klimabilanzen, Transitionspläne und ESG-Controlling wirksam miteinander verknüpfen können.

Nachhaltigkeit im Vertrieb – Herausforderungen und Lösungsansätze

Wie lassen sich Kundenerwartungen, regulatorische Vorgaben und praktische Umsetzung in Einklang bringen? Volker Bohn zeigte, wie stark Beratungsgespräche von wachsendem Nachhaltigkeitsbewusstsein geprägt sind und welche Rolle Transparenz dabei spielt. Helen Garbrecht präsentierte die Initiative „Nachhaltigkeit im Vertrieb“, in deren Rahmen Agenturen zertifiziert werden.

Impact Investing 

Die Fachrunde zeigte, wie Versicherer mit Investitionen nicht nur Rendite, sondern auch gesellschaftlichen Mehrwert schaffen. Celia Fabienne Padziorny und Julia Tube (Zurich) stellten konkrete Ziele wie die Vermeidung von fünf Millionen Tonnen CO₂ und die Verbesserung der Lebensqualität von ebenso vielen Menschen vor. Zurich prüft ihre Anlagen in einem klaren Prozess und investiert etwa in Offshore-Windparks oder sozialen Wohnungsbau. Sasha Miller und Leonard Kuhlmann (Nuveen) ergänzten die globale Perspektive: Ihre Impact-Plattform orientiert sich an internationalen Standards und setzt auf konsequente Wirkungsmessung – von grünen Anleihen bis zu energieeffizienten Gewerbeimmobilien. Ihr Appell: groß denken und die Skalierbarkeit von Impact-Investments vorantreiben.

Erfolgreiche Nachhaltigkeitskommunikation - Best Practices und Umgang mit Green Claims Device

Stephan Bongwald (BarmeniaGothaer) zeigte anhand der Fusion von Barmenia und Gothaer, wie Nachhaltigkeit von Beginn an strategisch in Kommunikation, Kapitalanlage und Unternehmenskultur integriert werden kann. Judith Peters (LVM) und Emma Roach (Orbiture) betonten, dass Nachhaltigkeit in Unternehmen häufig auf Widerstände trifft und Mitarbeitende Resilienz brauchen, um handlungsfähig zu bleiben. Ihr Beispiel eines dreiteiligen Workshops – Blockaden erkennen, Dialogräume öffnen, innere Stabilität fördern – zeigte, wie Kommunikation nicht nur Orientierung bietet, sondern auch Kompetenzen stärkt, die weit über den Berufsalltag hinausreichen.

 

 

Nachhaltig versichern - innovative Ansätze für die Produktentwicklung

Die Beteiligten spannten den Bogen von sozialer bis ökologischer Nachhaltigkeit. Tobias Weber und Tobias Stremme zeigten, wie sich soziale Nachhaltigkeit in Lebensversicherungsprodukten abbilden lässt. Im zweiten Teil beleuchtete Dr. Eberhard Witthoff (VEO Partners) das Thema Entwaldungsrisiko und stellte Versicherungslösungen vor, die globale Lieferketten nachhaltiger machen.

Dekarbonisierung - Best Practices 

Sven Jantzen präsentierte datenbasierte Tools wie Sanierungsfahrpläne oder Solarpotenzialrechner, die Klimaschutz in der Wohngebäudeversicherung messbar machen. Thomas Chrismann verdeutlichte, wie Energieeffizienzklassen in der Praxis zu mehr Absicherungsmöglichkeiten und künftig – mithilfe von KI – sogar zu Echtzeit-Underwriting führen können. Doris Pöpplein gab Einblicke in den operativen Weg zu Netto-Null: von 100 % erneuerbarer Energie über reduzierte Geschäftsflüge bis hin zu interner CO₂-Bepreisung. Das Fazit: Dekarbonisierung gelingt durch Daten, Produkte und konsequentes Handeln.

Betriebliches Gesundheitsmanagegment

Gesundheit ist Voraussetzung für nachhaltiges Engagement – darauf machte Pascal Rettke aufmerksam und zeigte, wie vielfältig BGM-Angebote von Sportkursen über psychologische Beratung bis hin zu Gesundheitstagen wirken können. Sein Fazit: Einzelaktionen reichen nicht, entscheidend ist der persönliche Nutzen für Mitarbeitende. Anja Kundic ergänzte die strategische Perspektive: Gesundheit und Wohlbefinden sind fest in der Nachhaltigkeitsstrategie verankert, mit Schwerpunkten wie Diversity-Kultur und innovativen Angeboten wie digitalen Arztbesuchen. Ihre Botschaft: Kommunikation ist der Schlüssel – manchmal auch ganz analog.

 

 

Fazit: 

Die vierte Sustainable Insurance Convention machte deutlich: Die Branche steht vor großen Herausforderungen, begegnet diesen aber mit Kreativität, Offenheit und Mut zu neuen Wegen. Ob durch Investitionen, Kommunikation, Prävention oder kulturellen Wandel – die Versicherungswirtschaft gestaltet die nachhaltige Transformation aktiv mit.

Wir bedanken uns ganz herzliche bei allen Referierenden und Teilnehmenden!

Merkt euch gleich den 9./10. Juni 2025 vor, denn dann treffen wir uns zur 5. Ausgabe der SIC im KUBUS Leipzig.

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