Recap: Lunchtalk #8 Impact Investing
Unser 8. Lunchtalk hat sich mit dem Thema Impact Investing auseinandergesetzt. Unser Host Matthias Warmuth hat mit Niklas Krämer, Inhaber von Finance 4Future und Partner der wertWende GmbH, über die wachsende Bedeutung von Impact Investing in der Finanzwelt und die Rolle der Versicherungswirtschaft im Wandel zu einer nachhaltigeren und gerechteren Wirtschaft gesprochen. Hier fassen wir euch noch einmal die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.
Was bedeutet Impact Investing?
Das Forum nachhaltige Geldanalagen e.V. versteht unter dem Begriff „Investitionen, die neben einer finanziellen Rendite auch einen positiven Beitrag zur Lösung von ökologischen und/oder sozialen Problemen leisten.“ Diese breit gefasste Dimension wird weiter geschärft durch fünf Bestandteile:
1. Intentionalität: Mit dem Investment wird beabsichtigt, zu einer nachhaltigen Transformation der Wirtschaft und Gesellschaft beizutragen.
2. Zusätzlichkeit: Der positive Beitrag des Investments – zum Beispiel zu den Sustainable Development Goals (SDGs) beziehungsweise zur EU-Taxonomie – soll signifikant sein und glaubhaft dargelegt werden. Mögliche negative Beiträge sind hierbei auch zu berücksichtigen.
3. Wirkungskanäle: Die (direkten oder indirekten) Wirkungskanäle des Investments sollen erläutert werden.
4. Messbarkeit: Der positive Beitrag muss anhand messbarer Kriterien - zum Beispiel SDGs, EU-Taxonomie beziehungsweise Governance-Kriterien - dargelegt werden.
5. Transparenz: Über den positiven Beitrag muss transparent berichtet werden.
Quelle: FNG-Spezial_Impact_in_der_Praxis_FINAL.pdf (forum-ng.org)
Im Lunchtalk ging unser Gast Niklas besonders auf den Begriff der Zusätzlichkeit, auch Additionalität genannt, ein. Hier gehe es darum, mit einem Investment eine tatsächliche Wirkung zu erzielen. Es sei wichtig, hier zwischen dem Einfluss des Unternehmens und dem Einfluss des Investors zu unterscheiden. Auch wenn das Unternehmen, in das investiert werde, positive Auswirkungen hat, muss klar sein, inwiefern das Investment dazu beiträgt. Die Wirkung sollte dabei möglichst messbar sein, indem die Wirkungskanäle aufgezeigt werden. Für Niklas stellt Impact Investing die einzige wirklich nachhaltige Investitionsform dar – andere Ansätze sieht er als Methoden des Risikomanagements an.
Wie viel Aufmerksamkeit erhält das Thema aktuell? Wie viel Luft ist noch nach oben?
Als Schlagwort erhalte „Impact Investing“ derzeit mehr als genug Aufmerksamkeit, so Niklas. Ernsthaft umgesetzt werde es jedoch noch viel zu wenig, insbesondere wenn es um große Kapitalsummen gehe. Niklas legte im Gespräch mit unserem Host Matthias nahe, dass die Versicherungsbranche ein großes Interesse an den Mechanismen des Impact Investing zeigen sollte. Denn die mit dem Klimawandel einhergehenden Risiken beeinflussen auch das Geschäftsmodell der Versicherungswirtschaft. Die aktive Auseinandersetzung mit den Auswirkungen von Investitionen sollte daher präsenter sein.
Welche internen und externen Faktoren beeinflussen die Implementierung von Impact Investing in der Versicherungsbranche?
Interne Faktoren: Niklas ging hier darauf ein, dass vor allem die Geschäftsführung den Begriff Nachhaltigkeit und den Einfluss der eigenen Investitionen in diesem Kontext vorleben und die Initiative ergreifen sollte. Auf diesem Weg könnten die Mitarbeitenden motiviert und inspiriert werden, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Externe Faktoren: Klimawandel und gesellschaftliche Stabilität nehmen einen starken Einfluss auf die Grundlagen von Vermögen und Geldanlagen. Aber auch regulatorische Entscheidungen und die Nachfrage der Kundinnen und Kunden nach nachhaltigen Versicherungsprodukten beeinflussen die Ausrichtung der Investments.
Welche Prinzipien sollten in der Organisationskultur herrschen, um Entscheidungen für Impact Investing zu begünstigen?
Mitarbeitende sollten motiviert werden, sich persönlich einzubringen, Sinn in ihrer Arbeit zu finden und etwas bewirken zu können. High Potentials suchen zunehmend nach einem Purpose in ihrem Beruf. Unternehmen, die sich nicht mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen, werden Niklas zufolge daher Probleme haben, qualifizierte Mitarbeitende zu finden. Transparenz sei hier ebenfalls von zentraler Bedeutung. Denn ohne Transparenz über die angestrebten Nachhaltigkeitsziele und die aktuellen Regulatorikanforderungen könnten die internen Mitarbeitenden kaum nachvollziehen, welchen tatsächlichen Einfluss ihre Arbeit hat.
Welche Stellhebel haben Versicherungsunternehmen, wenn sie mit ihren Investments Impact erzielen wollen? Und mit welchen Maßnahmen lässt sich ein besonders hoher Impact realisieren?
Versicherer investieren laut Niklas viel in festverzinsliche Anlagen, bei denen die Wirkungsmechanismen durchaus komplex aufgestellt sind. Gerade in „undersupplied markets“ seien Impact Investments gut aufgehoben, weil dadurch ein wirklicher Hebel geschaffen werden könne. Im Anleihenbereich nannte Niklas als positives Beispiel „Sustainability-Linked-Bonds“, bei denen die Zinszahlungen an die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen gekoppelt sind. Abseits festverzinslicher Anlagen gebe es auch Potenzial durch direkte Investments in Privatmärkte wie Immobilien und erneuerbare Energien.
Man denkt bei Nachhaltigkeit meist zuerst an die Ökologie, doch wie schaut es im Investmentbereich mit Impact in sozialen oder ethischen Bereichen aus?
Soziale Nachhaltigkeit wird in der Regulatorik derzeit weniger betont als ökologische Nachhaltigkeit. Das mache es im Impact Investing schwieriger, soziale Nachhaltigkeit zu messen, so Niklas. Auch die Prägung durch westliche Werte spiele hier eine Rolle. Als Beispiele für soziales Impact Investment nannte er Mikrofinanz und soziale Start-ups. Und auch Stimmrechte können gezielt genutzt werden, um Menschenrechte und Arbeitsrechte zu unterstützen.
Welche langfristigen Entwicklungen und Herausforderungen zeigen sich bei dem Thema?
Niklas hielt abschließend fest, dass Impact Investing ein schwierig zu kommunizierendes Thema sei. Eine kurze Zusammenfassung reiche oft nicht aus, um das Thema vollständig zu erklären. In einer Zeit, in der Information häufig über kurze Social Media-Beiträge konsumiert wird, sei dies eine besondere Herausforderung. Impact Investing wird seit etwas mehr als zehn Jahren intensiv erforscht, aber die praktische Umsetzung beginnt gerade erst. Institutionelle Investoren sollten diese Möglichkeiten nachfragen und aktiv mitgestalten.
Informationen zu unserem Gast:
Niklas Krämer ist als Inhaber von Finance 4Future und Partner der wertWende GmbH tätig.
Danke, dass Du bei unserem Lunchtalk dabei warst!
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Kein Problem, die Aufzeichnung steht dir hier zur Verfügung: https://www.linkedin.com/events/csilunchtalk-8-impactinvesting7184180062634594305/theater/
Oder schau dir das Video direkt hier an: https://vimeo.com/943195293